Dämmerschoppen: Gottfried Hochfellner berichtete über die Sanierung Kiliansgasse 19.

Mai 30 2024

Nach einer kurzen Einführung durch den ersten Vorsitzenden Dr. Wolfgang Christl, wie es die Fam. Hochfellner nach Altdorf verschlagen hat und dass diese in Sachen Sanierung schon einschlägige Erfahrungen bei dem Objekten Hesselgasse 2 und Melbergasse 1a  gesammelt hatten übergab er das Wort an den Bauherren Gottfried Hochfellner.
Dieser führte mit einem Augenzwinkern aus wie sie eigentlich zu dem Projekt kamen und warum sie es gekauft hatten.

Zum ersteren war es ein Zufall, dass ihm beim Vorbeigehen in der Kiliansgasse 19, eine Bewohnerin mit türkischer Abstammung ansprach.
„Du wollen kaufen“?
Die Begeisterung hielt sich bei ihm anfangs in Grenzen, handelte es sich doch um ein arg runtergekommenes Wohnhaus mit 8 Garagen im Hinterhof.
Doch diese 8 Garagen in einer solchen Innenstadtlage waren das Argument, das schließlich den Ausschlag für den Kauf gab. Das Haus war schmückendes Beiwerk.

Nachstehend ein kurzer Überblick über die Historie des Objektes:

Gemäß des Einheitswertbescheides des Finanzamtes Hersbruck ist das Baujahr mit 1826 angegeben. In dem Grundbucheintrag vom 30.08.1951 handelte es sich um ein
– Wohnhaus mit Mittelgebäude, Schweineställe, Stadel, Werkstatt, Stallung
– Hofraum und Pumpe
sowie etwa 94 ar landwirtschaftliche Flächen bei den „Stinkenden Wiesen“.

Ziemlich gleichlautend findet sich diese Objektbeschreibung auch in dem „Auszug Altdorfer Häuserchronik Haus Nr.149, Kiliansgasse 19“  wieder
bei der bereits  im Jahr 1776 als Besitzer ein Hirschmann Paulus eingetragen war.
Im Jahr 1961 Jahr wurde von den Brüdern Konrad und Paul Hirschmann der Umbau in ein reines Wohngebäude mit insgesamt 4 Wohnungen durchgeführt und in den darauffolgenden Jahren die Wirtschaftsgebäude abgerissen und als Garagen neu errichtet.

Mit dem Verkauf im Mai 2000 an Gottfried und Susanne Hochfellner endete nach 224 Jahren (1776 bis 2000) die Ära Hirschmann.
Die detaillierte Bestandsanalyse nach dem Kauf schlug sich aber in der Erkenntnis nieder, daß eine Totalsanierung unumgänglich war.

Nach Genehmigung der Baupläne im Jahr 2003  wurde die Renovierung in Angriff genommen wobei sich Familie Hochfellner das Ziel setzte
den ursprünglichen Charakter des Gehöftes wiederherzustellen.
Im Einzelnen durch
– Reduzierung der Anzahl der Garagen für einen „luftigeren“ Hofraum
– Beseitigung der asbestbehafteten Flachdächer auf den Garagen und deren
Neuaufbau ähnlich der historischen Wirtschaftsgebäude mit
Heu-/Hopfengauben
– Sichtbare Gestaltung der denkmalgeschützten Remise als ehemaliges Stall- und Werkstattgebäude

Die große Herausforderung  in dem Projekt bestand darin die einzelnen Wohnungen in kleinen Schritten so zu modernisieren, dass die Mieter noch darin leben konnten, da sie sich weigerten auszuziehen.
Es war eine aufwändige Projektleitung mit sehr viel Abstimmungsbedarf gefragt, die mit viel Provisorien leben musste und überwiegend in Eigenleistung durchgeführt wurde.
Es war eine aufwändige Projektleitung mit sehr viel Abstimmungsbedarf gefragt, die mit viel Provisorien leben musste und überwiegend in Eigenleistung durchgeführt wurde.

In einer umfassenden Bildfolge konnten anschaulich die nachstehend gelisteten Maßnahmen gezeigt werden:
–  Entsorgung von asbesthaltigen Welleternitplatten von den
Garagendächern und einer bis zu 40 cm dicken Betonplatte im Hof
–  Bau von Dränage und Regenwasserableitung sowie Verlegung von
Wasserrohren, Stromkabel für eine zeitgemäße Erschließung der Garagen
und der Remise
–  Kompletter Neuaufbau der Garagen mit Satteldach und Dachbodenausbau mit Heu- und Hopfengauben
–  Sanierung Fachwerkgiebel, Neueindeckung des Daches mit Ausbau einer kompletten Dachgeschosswohnung einschließlich Dachgauben
–  Barrierefreien Umbau des Obergeschosses für den Eigenbedarf in 2019/2020

Mit einer gesunden Portion Galgenhumor wurde die Problematik bei der Umsetzung der Anforderungen des Denkmalschutzes angesprochen.

Beginnend bei bei der Genehmigung der Fenster und Gauben, der Farbgebung der Fachwerfassade „Originalton Konservator: Nur unter Verleugnung meiner denkmalschützerischen Seele gehmigungsfähig“ und letztendlich in der nachträglichen „unter Denkmalschutzsetzung“ der Remise. Diese Nachqualifizierung wurde aufgrund eines Treppengiebels der durch einen Abbruch einer Nachbarscheune der 2006 entstand, durchgeführt.

Zum Schluss zog Gottfried Hochfellner ein nachdenklich machendes Fazit. Voll überzeugt von dem Charme und der Ausstrahlung sowie dem hohen Wohnwert des Gesamtensembles wäre das Projekt für ihn bei den heutigen Auflagen und Baukosten nicht mehr umsetzbar.

Mit seiner Bemerkung „in der Kiliansgasse gäbe es noch einige Objekte für deren Sanierung Helden gesucht werden“ erntete er ein zustimmendes Lächeln bei den anwesenden Altstadtfreunden.

Mit einem letztem Bild schloss er den Vortrag: Ein Blick in den Hof mit einer „Bella di notte“, – einer Blume aus dem Mittelmeerraum-,  als Erinnerung an die ehemals türkischstämmigen Mieter.

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