Vortrag von Matthias Koch – traditionelle Wanderschaft als Schreiner

Okt 21 2019

Matthias Koch war von 1986 bis1989 auf traditioneller Wanderschaft als Schreiner, bei der ältesten Zunft, der „Vereinigung der rechtschaffenen fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen“ bei der auch Schreiner bzw. Tischlergesellen reisen können.

Als „einheimisch fremder Schreinergeselle“ berichtete er mit Unterstützung durch drei weitere Wandergesellen beim Dämmerschoppen der Altstadtfreunde informativ und unterhaltsam von den Erlebnissen der Reisezeit – „von der Walz- damals und heute“. 

Neben Matthias Koch, der in Ziegelhütte eine Schreinerei betreibt, waren
Thore Stolt, ein Zimmerer aus Ludwigslust, Manfred Kroener, ein Zimmerer aus
Meinsberg und Sebastian Schwarze, ein Tischler aus Berlin, zu Gast im Ankergartenhaus vor dem Oberen Tor. Seit den 70er Jahren werden auch Betonbauer in die Zunft aufgenommen

Matthias Koch stellte die Gruppe vor und erklärte die traditionelle Kleidung, die an die Hamburger Zimmerleute erinnert. Ein schwarzes Gewand mit Weste, dazu ein weißes Hemd und ein schwarzer Hut mit umlaufender Krempe. Der Schlips ist oben am Hemd nur eingesteckt und wird „Ehrbarkeit“ genannt. Eine Anstecknadel mit dem Handwerkszeichen und ein Koppelschloss am Gürtel gehören dazu. Die Handwerksgesellen tragen einen urigen Stock mit sich und den „Charlottenberger“, einen Tücherpack, der bequemer zu tragen und zu packen ist als ein Rucksack.

Wer eine Wanderschaft beginnt muss ledig und nicht älter als 30 Jahre sein. Drei Jahre und einen Tag sollten die Gesellen unterwegs sein und dabei dem Heimatort nie näher als bis 50 Kilometer kommen. Die Zünfte sind gut vernetzt und haben in vielen Städten Anlaufstellen, die Unterkünfte und Fachbetriebe empfehlen können. Durch die Mitarbeit in fremden Meisterbetrieben sammeln die Gesellen Erfahrung und erweitern ihr Können. Das Geld, das sie dort verdienen, wird für die Weiterreise benötigt.

Die vier Gäste des Dämmerschoppens erzählten viele Episoden von ihrer Wanderschaft, die zwei von ihnen sogar bis nach Australien führte. 

Mit Gesang und einem abschließendem zünftigen Zimmermannsklatsch verabschiedeten sich die vier ehemaligen Wandergesellen von den Altstadtfreunden.

Vorstand Horst Petzinger dankte für den abwechslungsreichen Abend.

Beitragsbild: – vier Gesellen am Tisch – M. Koch 2. von rechts
sb

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