Stadtführung „Wallenstein und Universität Altdorf“ während den Wallensteinfestspielen 2022

Jun 27 2022

Beginn der Führung am Stand der Bürgerwehr zwischen Kirche und Rathaus

1. Bürgerwehr

Die Geschichte der Bürgerwehr ist eng mit derjenigen der Stadt Altdorf verbunden: schließlich musste sich eine mittelalterliche Stadt selbst gegen Feinde verteidigen können. Hilfe von außen, etwa durch den Landesherren kam selten und auch oft zu spät.
Die Bürgerwehr rekrutierte sich auf den wehrfähigen Einwohnern der Stadt. Im Allgemeinen musste zumindest jeder Haushalt einen Mann abstellen. Im Falle Altdorf mit ca. 200 Anwesen und ebensovielen Haushalten konnte die Bürgerwehr dann auch 200 Mann stark sein. 1560 waren es ca. 140 waffenbesitzende Männer in Altdorf, im Jahre 1731 waren es sogar 240 namentlich genannte Mitglieder der Bürgerwehr.
Der Dienst beschränkte sich auf Kriegs- und Notzeiten sowie auf die Feuerbekämpfung. Die Bürgerwehrler gingen also alle einem normalen Beruf nach, anders hätte das gar nicht organisiert werden können.
Zusätzlich mussten ich die Männer natürlich auch in ihren Waffen üben, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Dies war dann auch oft ein gesellschaftliches Ereignis.

2. Nachtwächter

In Altdorf gab es nach Quellen von 1731 und 1796 immerhin 4 Nachtwächter. Diese hatten dann während der Nachtstunden durch die Gassen der Stadt zu patrouillieren. Ihre Aufgaben waren: Kontrolle, dass es nirgendwo ein Feuer gibt; Unterbindung von nächtlichen Streitereien; ggf. Einhaltung der Sperrstunde in den Wirtshäusern („Zapfenstreich“ = der Nachtwächter streicht mit der Hand symbolisch über den Zapfhahn, um den Ausschank zu beenden); Durchsage der Zeit, weil die Uhren nachts ohne Licht ja nicht zu lesen waren und zur Kontrolle, ob der Nachtwächter selber noch wach ist:

„Hört Ihr Leut und lasst Euch sagen,
Uns’re Uhr hat … geschlagen,
Löscht das Feuer und das Licht,
das geschieht kein Unglück nicht.“

3. Wallenstein-Haus

Während des Festspiels ist der Markt für eine Führung zu voll, also hier nur Verweis auf das Wallensteinhaus.

Erbaut ca. um 1600 nach der Zerstörung Altdorfs im Großen Markgrafenkrieg.  Im Haus „Wiech“, früher „Holz“ wohnte der Student Abrecht von Wallenstein in seiner Zeit in Altdorf von 1599 bis 1600. Auch etliche Professoren wohnten hier (bzw. besaßen das Anwesen): Wilhelm Ludwell, Johann Georg Fichtner, Johann Mauritius Hoffmann, Johann Fabrizius.

weiter zur Kirchgasse bis zur Treppe

4. Pfarrhaus (Ännchen Schopper)

2. Pfarrhaus (Kirchgasse 2) 3. oder Altenthanner Pfarrhaus (Kirchgasse 4)

Der „Pastor Schopper“ aus dem Festspiel hieß in Wirklichkeit D. (Doktor der Theologie) Jacob Schopper aus Biberach an der Riß und war erster Pfarrer in Altdorf. Er wurde 1598 an die Universität in Altdorf berufen und vertrat auch den Dienst als Gemeindepfarrer. In dieser Zeit verschärfte sich der konfessionelle Streit im Reich wieder. Der Calvinismus war nicht als Konfession anerkannt, sondern nur der Katholizismus und das Luthertum. Die Reichstadt Nürnberg hatte damals kein klares lutherisches Profil, insbesondere die Uni in Altdorf galt allgemein als eher calvinistisch. Dies stellte eine Gefahr für die Reichsstadt dar, die deshalb den orthodoxen Lutheraner Schopper nach Altdorf holte, um die Uni wieder auf eine streng lutherische Linie zu bekommen. Die calvinistisch denkenden Studenten und Professoren in Altdorf gingen dabei teilweise handgreiflich gegen Schopper vor.

Über „Ännchen Schopper“ ist dagegen – leider – nichts überliefert

5. Alter Friedhof um die Kirche herum

Nach der mittelalterlichen christlichen Tradition wollten die Menschen möglichst nahe an der Kirche, am besten direkt am Altar begraben sein. Bei der letzten großen Kirchenrenovierung in den 1980er Jahren wurden daher auch ein halben Dutzend Tote in einer Gruft unter dem Chorraum gefunden. Es wurden aber nur wenige, hochgestellte Personen in der Kirche begraben. Das gemeine Volk fand auf dem Friedhof um die Kirche herum seine Ruhestätte. Bis heute soll im Garten des zweiten Pfarrhauses nicht viel wachsen.
Das Rothenberger-Haus war seinerzeit der Karner oder das Beinhaus des Friedhofs. Dort wurden dann die Gebeine der Toten der aufgelassenen Gräber aufbewahrt. In der Reformationszeit wurde der Friedhof dann an seinen heutigen Standort an der Neumarkter Straße verlegt.

6. Kirche, Umbau zur Universitätskirche

Die Laurentiuskirche wurde, nach Prof. Will, um 1407 fertiggestallt, etwas zeitgleich mit der Stadtmauer und mit den ältesten erhaltenen Häusern in der Altstadt. Sie wurde im gotischen Baustil und als eine dreischiffige Basilika errichtet, also sie hatte ein Mittelschiff, das höher und breiter war als die beiden Seitenschiffe. Dazu kommt der noch vorhandene Chorraum und der Turm. Da die Kirche für die Uni als zu wenig repräsentativ und zu klein erachtet wurde, erfolgte 1753-55 der Abriss des alten Schiffs und ein barocker Neubau. So steht sie im wesentlichen noch heute da.

weiter zum Judenbühl

7. Gasthaus „neuer“ Grüner Baum

Das große, breit ausladende Haus mit der Buchhandlung (read-it bzw. Missionsbuchhandlung) war früher als Gasthaus zum „Grünen Baum“ bekannt – allerdings erst seit ca.  100 Jahren, vorher war der „Grüne Baum“ woanders, in der Oberen Badgasse.

8. Badgraben

Entlang des Straßenzuges Obere Wehd – Untere Wehd – Judenbühl – Kiliansgasse fließt – inzwischen unter dem Pflaster – der Badgraben. Das ist ein Bachlauf, der im Gebiet der Kronäcker (etwa zwischen der Nürnberger Straße und der Fischbacher Straße) entspringt und von dort zu den Stadtweihern, dem Waschweiher (Stäffeleinsweiher) und den inzwischen zugeschütteten Weiher zwischen Drechslergasse und Adalbert-Stifter-Allee floss. Von dort floss der Badgraben dann mitten in der Gasse zur Pferdeschwemme, der „Wehd“ an der Kreuzung mit der Oberen Brauhausstraße und dann weiter am alten Färberhaus „Untere Färberei“, heute Kiliansgasse 2 und 4 und an den beiden Bädern der Stadt, dem Engelsbad (Obere Badgasse 6) und Fortunabad (Untere Badgasse 5) vorbei zur Lederersmühle.

weiter zur Oberen Badgasse

9. Engelsbad

Das Engelsbad war das Haus am Eck Kiliansgasse zur Oberen Badgasse, es wurde auch als das „Obere Bad“ bezeichnet. Das Bad selber stammt aus dem Mittelalter, nach 1834 scheint das Bad dann eingegangen zu sein. 1871 brannte das Haus zusammen mit dem ganzen Stadtviertel ab.
Der Bader hatte im Mittelalter nicht nur die Aufgabe, warmes Wasser und Badezuber zur Verfügung zu stellen, sondern er schnitt auch Bärte und Haare und setzte Schröpfköpfe bzw. ließ seine Patienten zur Ader. Der Bader behandelte auch viele andere Krankheiten und Gebrechen als „Arzt der armen Leute“, die sich keinen studierten Arzt leiste konnten oder wollten. Verschiedene Ärzte führten auch generell keine Behandlungen durch, bei denen sie mit Blut in Berührung kamen.
Einer der ersten akademischen Ärzte Deutschlands, der sich ausführlich mit der Wundarznei oder Chirurgie beschäftigte, war Lorenz Heister, von 1710 bis 1720 Medizinprofessor in Altdorf, der auch ein Standardwerk zu diesem Thema schrieb („Chirurgie…“, 1718)

10. Stadtbrand 1871

Am 28.9.1871 brannte das Viertel am Unteren Markt zwischen Oberer und Unterer Badgasse bis zur Kiliansgasse komplett ab. Dabei hatte die erst 1867 gegründete Freiwillige Feuerwehr Altdorf ihre erste große Bewährungsprobe, aber die Vernichtung des Viertels konnte sie nicht aufhalten. In der Folgezeit wurde aber die Ausrüstung der Feuerwehr stetig verbessert, so dass dieser Brand der letzte Brand in Altdorf war, bei dem soviele Häuser auf einmal abbrannten. Es gibt sogar schon eine Photographie der noch rauchenden Trümmer. Unter anderem wegen des Brandschutzes wurde das ganze Viertel dann ohne Fachwerk, nur in Sandstein und Ziegelmauerwerk wieder aufgebaut.
Das einzige Haus, das stehenblieb, war das heutige Cafe Riedner, auch bekannt als „Vitus“, das aber dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend umgebaut wurde.

11. Gasthaus „alter“ Grüner Baum

Das Haus Obere Badgasse 1 (alte Nummer 89) war früher als Gasthof „Zum Grünen Baum“ bekannt. Nachgewiesenermaßen existierte es mindestens seit 1691 dort. Im Jahre 1849 wurde die Gastwirtschaft dann „transferiert“. Gut zu sehen ist noch der Schlußstein über der Tür, der einen Baum darstellt. Weiterhin ist noch die alte Haustüre vorhanden, die nicht nur zweiflügelig ist, sondern bei der man auch die obere Hälfte eines Flügels getrennt öffnen kann, z. B um das Haus zu lüften oder um Bier über die Straße zu verkaufen.

weiter zur Kiliansgasse

12. Wirtschaftsgebäude der Anwesen am Unteren Markt, wenn offen: Reif-Passage

Das Anwesen Unterer Markt 5 ist eines der großen Anwesen in Altdorf, die ein Wohn- und Geschäftshaus am Markt haben und einen Hof mit weiteren Gebäuden, Mittel- oder Hinterhaus, die Wirtschaftszwecken dienten und an eine weniger bedeutende Gasse grenzen. Wenn die „Reif-Passage“ offen ist, kann man vom Unteren Markt direkt zur Kiliansgasse durchgehen. Das nutzt man früher vor allem für die Erntewagen, die man so weder wenden noch abspannen musste.

weiter: Blick in die Melbergasse

13. Ältestes Haus Altdorfs von 1388

Das Haus Melbergasse 3 ist wohl das älteste Haus Altdorfs, sein „Innenleben“ datiert von 1390. Das wurde durch eine dendrochronologische Untersuchung festgestellt. Zu jener Zeit wurden Häuser in Franken nicht mit tragenden Außenwänden, sondern mit einem tragenden Innengerüst aus Holz gebaut. Auf dieses Gerüst stützte sich dann das Dach ab und die Wände trugen nur sich selber.  Im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim wurde ein ähnliches Haus aus dieser Zeit rekonstruiert. Dort sieht man dann, wie dieses Haus hier früher etwa ausgesehen hat. Das Haus ist damit älter als z. B. die Laurentiuskirche (1407) und die Stadtmauer, die erst nach 1400 fertig wurde.

14. Anwesen Hochfellner/Hottner mit dem (nicht mehr vorhandenen) Boot im Gewölbekeller

Das Anwesen Kiliansgasse 11 (Melbergasse 1A) ist heute zweigeteilt, es wurde von zwei verschiedenen Eigentümern saniert. Da es früher nur ein einziges Anwesen war, hat es einen gemeinsamen Keller, der zwar überwiegend unter dem Hinterhaus steht, aber zugänglich ist der Keller nur über das Vorderhaus. Zum Glück sind einerseits die Besitzer gute Nachbarn und andererseits das Kellergewölbe so stabil, dass es die Giebelwand des hinteren Hauses tragen kann. Im Keller war es früher so feucht, dass Wasser drin stand und es gab dort sogar einst ein kleines Boot.

weiter zur Unteren Badgasse

15. Fortunabad (Untere Badgasse 5)

Das alte Fortunabad brannte ebenso wie das restliche Viertel 1871 ab. In diesem Haus wurde als Sohn des Baders und Chirurgen Johann Heinrich Mannert im Jahre 1756 der spätere Universitäts­professor Konrad Mannert geboren, der an der Spätzeit der Altdorfer Uni Geschichte und orientalische Sprachen lehrte. Er war auch als Geograph bei der Homann’schen Landkartenoffizin in Nürnberg tätig. Vom Umbruch der napoleonischen Zeit war er besonders betroffen: nach einem Zwischenspiel in Würzburg ging er 1807 an die neue bayerische Zentraluniversität Landshut, die aus Ingolstadt dahin verlegt worden war. 1826 wanderte er dann mit der Uni nach München, dies war die Geburtsstunde der heutigen Ludwig-Maximilians-Universität. Nach Konrad Mannert ist eine Straße in Nürnberg benannt, neben dem Zellengefängnis am Justizpalast.

weiter zum Unteren Markt, weiter bis zum Goldenen Ochsen

16. Goldener Ochse, ehemals auch Roter Ochse

Das altehrwürdige Gasthaus „Goldener Ochse“ Unterer Markt 16 war ein großes Anwesen, zu dem auch das Nachbargebäude Unterer Markt 18 gehörte. Seit mindestens 1691 war es als “ bei dem roten Ochsen“ bekannt, der Ochsenwirt aus dem Festspiel hat als sicher hier sein Bier gebraut und ausgeschenkt, wenn er nicht mit den Studenten im Universitätshof war. Das Haus stammt im Kern noch aus dem Jahr 1553.

weiter zum Unteren Tor, Schmiedgasse.

17. Blick zu den Scheunen der Flurergasse

Am Unteren Tor geht nach Norden die Flurergasse ab. Sie hat ihren Namen vom etwa 1880 abgerissenen Flurersturm, der auf Höhe des jetzigen Parkplatzes neben dem Kulturtreff stand. Typisch für diese Gasse „Hinter der Mauer“, also direkt an der ehemaligen Stadtmauer ist, dass zur Stadt hin nur die Wirtschafsgebäude der Anwesen der Unteren Brauhausstraße stehen. Wohngebäude gibt es nur Richtung Stadtgraben, diese Häuser wurden erst gebaut, als die Stadtmauer nicht mehr als Befestigung gebraucht wurde.

18. Unteres Tor als (verhinderter) Gästeturm, Altstadtfreunde

Das Untere Tor oder früher auch das Pfälzer oder Neumarkter Tor schließt die Altstadt in Richtung Oberpfalz ab. Es gehört auch zu dem ältesten Gebäuden der Stadt und wurde während der „Stadtwerdung“ Altdorfs ab 1387 errichtet. 1553 im Großen Markgrafenkrieg teilweise zerstört, überlebte es auch die Schleifung der Stadtbefestigung unter Bürgermeister Jakob Neidhart ab 1818, weil der Hopfenbauer, Brauer und Gastwirt Auer, sein Haus steht außerhalb der Stadt in der Neumarkter Straße 4, es erwarb, um darin seinen Hopfen zu trocken. Später (1904) kaufte es die Stadt zurück. Dann wurde das Tor ein Wohnhaus. Ende der 1990er Jahre wurde das Tor und sein Nachbargebäude Schmiedgasse 1 („Ebert-Haus“) saniert, mit Beteiligung der Altstadtfreunde. Seitdem stand der Turm als „Gästeturm“ Besuchergruppen der Stadt Altdorf zur Verfügung, bis jemand gemerkt hatte, dass verschiedene Auflagen zum Brandschutz nicht erfüllt sind. Daher ist der Turm inzwischen gesperrt.

19. Schmiede in der Schmiedgasse 2 „Schmieschreiner“

Das Haus Schmiedgasse 2 ist seit mindestens 1678 als Schmiede bekannt und gab auch der Schmiedgasse ihren Namen. Die Schmiede hießen Neuwirth, Vögelein und seit ca. 1860 Schreiner, woraus sich der Hausname „Schmieschreiner“ ableitet. Die Beschlagbrücke, also der Ort, an dem die Hufeisen an die Pferdehufe angepasst wurden, befand sich direkt vor dem Hausgiebel in der Gasse. So konnten die Pferde einfach dorthin kommen.
Ebenfalls zum Anwesen gehört auf der anderen Gassenseite eine „Kohlkammer“, also ein Vorratsraum.

weiter zur Silbergasse bis zur Himmelsleiter

20. Himmelsleiter, Auftrittsraum Wallensteiner, „Fenster zum Hof“

Die „Himmelsleiter“ ist nachweislich das alte Gasthaus „Zur Silbernen Ente“, das der Silbergasse ihren Namen gab. Wie für ein Altdorfer Gasthaus früher üblich, wurde das Bier selbst gebraut. Dazu hatte das Anwesen eine reale Braugerechtigkeit.
Für das Wallenstein-Festspiel ist die Himmelsleiter besonders wichtig, weil hinter dem Haus ein zum Wichernhaus gehöriger Hof ist, in dem die Schauspieler auf ihren Auftritt waren. Die Küche der Himmelsleiter hat ein Fenster zu diesem Hof und versorgt so vor allem den Durst der Darsteller.

21. Universität, Festspiel

Der Ort der Wallenstein-Festspiele beherbergte die ehemalige Universität der Reichsstadt Nürnberg. 1575 wurde das Gymnasium aus Nürnberg (das heutige Melanchthon-Gymnasium) hierher verlegt und schon nach 3 Jahren begann der Betrieb der „Akademie“, die eine ähnliche Ausbildung wie eine Uni anbot, aber eben kein kaiserlichen Privileg benötigte wie eine Volluniversität. Aber auch das bekam die Reichsstadt von ihrem Kaiser, es dauerte nur bis 1622 (Universitätserhebung) bzw. 1693 (Promotionsrecht der theologischen Fakultät). 1809 war die Herrlichkeit zu Ende und die Uni wurde aufgelöst, ihre Bibliothek nach Erlangen gebracht. Danach waren das Rentamt (Finanzamt) und das Volksschullehrer-Seminar hier untergebracht, seit 1925 nutzen die Rummelsberger Anstalten das Haus. Seit 1894 finden hier die Wallenstein-Festspiele statt.

weiter zu Universitätsmuseum

22. Alte Apotheke, Wallensteinbüro und Fundus (Neubaugasse 3)

Dieses Anwesen aus der Zeit um 1600 beherbergte seit mindestens 1691 eine Apotheke, die zur Herstellung von Arzneimitteln unter anderen für die Medizin-Professoren der Uni notwendig war. Erst in den 1960er Jahren zog der damalige Apotheker an den Marktplatz um, zur heutigen Markt-Apotheke. Nach einer Sanierung durch den neuen Eigentümer Stadt Altdorf in den 1980er Jahren zog hier u.a. der Wallenstein-Festspielverein ein und hat im Hinterhaus seinen Fundus und die Schneiderei sowie im Vorderhaus ein Büro und den Kartenvorverkauf.

23. Universitätsmuseum in der ehem. Offizin Meyer

Im heuteigen Universitätsmuseum befand sich ehedem eine der beiden Druckereien, die es zur Zeit der Uni in Altdorf gab, die Offizin Meyer. Die beiden Druckerwechselten sich als offizielle Universitätsdrucker immer ab, so dass jeder sein Auskommen hatte. Seit ca. 1620 gibt es Buchdrucker in Altdorf, erst Balthasar Scharff, dann Georg Hagen und schließlich Heinrich Meyer, die jeweils die Druckerei von den Frauen oder Töchtern der Vorbesitzer übernehmen. Die Familie Meyer führt die Druckerei bis 1818. Danach rentierte es sich nach dem Ende der Uni nicht mehr. Die Tochter des Johann Paul Meyers heiratete den Drucker Junge aus Erlangen, dessen Firma in der aufstrebenden Universitätsstadt mehr zu tun hatte.
Eine Stadt mit gleich zwei Druckereien war in der frühen Neuzeit etwas besonderes, gab es doch z.B. 1674 in ganz Nordamerika auch nur zwei Druckereien.

24. Alte Post

Dieses Haus aus dem 16./17. Jht. hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Es diente zu Reichsstädtischer Zeit als Stadtschreiberei, später dann als Rentamt und Wohnung des königlichen Forstmeisters. Später war es dann die Posthalterei und dann das Gasthaus zur Post. 1860 kaufte es dann der Seminarlehrer Johann Michael Strauß. Dann wurde es wieder Gasthaus und sogar Diskothek, bevor es die Stadt als Jugendtreff einrichtete.

weiter zum Schloß

25. Wallensteinbrunnen

Der Studentenbrunnen, meist von den Altdorfern Wallensteinbrunnen genannt, ist ein Werk der Bildhauers Ludwig Manz, 1920 – 1990. Manz lebte seit 1981 in der Feilturmgasse in Altdorf. Der Brunnen wurde 1985 aufgestellt und zeigt einen aus einem Horn trinkenden Studenten mit Pudel, der sich eine Kellnerin „schnappt“.

26. Schloß

Das heutige Gebäude der Polizeiinspektion diente schon seit seiner Erbauung als öffentliches Gebäude verschiedenen Zwecken. Nach der fast völligen Zerstörung Altdorfs im Markgrafenkrieg 1553 wurde es an dieser Stelle als Wohn- und Amtshaus des Nürnberger Pflegers wieder aufgebaut, wo der Vorgängerbau stand, ist nicht richtig geklärt. Zumindest besitzt das Schloss einen Keller, der auf den Schlossplatz in Richtung Gemeindehaus hinausgeht.
Nach dem Übergang Altdorfs an Bayern diente das Haus als Sitz des Landrichters, als Landratsamt und zwischendurch auch als Gauschule der NSDAP.
Zu Universitätszeiten mussten die wilden Studenten bei Ihrer Obrigkeit entweder hier oder aber gleich in Nürnberg antreten, wenn sie mit der Reichsstadt als Betreiber der Universität im Konflikt kamen.

weiter über Jägergasse oder Schloßplatz und oberer Markt zur Feilturmgasse (Feilturm)

27. Feilturm

Der Feilturm hat als einziger der Mauertürme die Abrisse um 1810 überstanden, neben den beiden Toren. Er wurde schon vorher als Gefängnis genutzt, und das Gefängnis brauchte man auch im neuen Königreich Bayern. Daher kommt auch der Name Feilturm, vom Wort „fehlen“ für Schulden haben. Schuldner wurden bis zur Bezahlung ihrer Schuld eingesperrt, andere Verbrechen wurden meist mit körperlichen Strafen geahndet. Studenten waren hier nicht eingesperrt, sie unterstanden der Justiz der Universität und wurden in den Karzer gesperrt.
Ursprünglich trug der Turm noch ein Fachwerkgeschoss, aber dieses ist inzwischen verschwunden.

Nebenan wohnten zwei bekannte Künstler: Der Bildhauer Ludwig Manz, der den Wallensteinbrunnen geschaffen hat und daneben wurde im alten Gerberhaus (s. das Hauszeichen mit Schabeisen und Bottich) die impressionistische Malerin Dora Hitz als Tochter eines Seminarlehrers geboren.

weiter über Wehrmauer zum Oberen Tor

28. erhaltenes Stück Wehrgang

In der Gasse Wehrmauer har sich neben dem Oberen Tor noch ein originales stück Stadtmauer mit Wehrgang erhalten. Daher wurde dieses Stück der „Mauergasse“ 1961 auch so genannt. Hier sieht man noch die Dimension der Mauer, wie sie auch zu Zeiten des Studenten Wallenstein war. Irgendwo an einer stillen Stelle der Mauergasse spielte sich auch Anfang des Jahres 1600 folgende – aktenkundlich verbürgte – Geschichte ab:
Eine Rotte von Studenten, darunter Wallenstein, Sebisch, Wacker und ein gewisser Hans Hartmann von Steinau, der Sohn des Burggrafen auf dem Rothenberg gerieten mit einem Fähnrich der Altdorfer Bürgerwehr in Streit. In dessen Verlauf erstach der von Steinau den Fähnrich mit Namen Wolf Fuchs. Die Kommilitonen wussten, dass sie sich dafür verantworten mussten, insbesondere der von Steinau. Daraufhin verhalfen sie diesem zur Flucht über die Mauer. Während die Stadtmauer im Jahre 1450 noch dem Angriff der Nürnberger Truppen widerstehen konnte, nütze sie jetzt, 150 Jahren später, noch nicht einmal gegen einen Studenten auf der Flucht. Von Steinau rettete sich auf die Burg seines Vaters bei Schnaittach, die nicht zum Nürnberger Hoheitsgebiet gehörte und der Nürnberger Rat konnte seiner nicht habhaft werden. Lediglich die Mittäter konnte er bestrafen.

weiter durch die Drechslergasse zur Oberen Wehd

29. Obere Wehd

Die Obere Wehd war die Gasse oberhalb der „Wehd“ genannten Pferdeschwämme, die sich an der Kreuzung Obere Wehd – Untere Wehd mit Oberer Brauhausstraße und Plätzl befand. Die Häuser in der Gasse wurden von zwei Großbränden heimgesucht: 1765 an der Nordseite und 1802 an der Südseite. Daher gibt es hier fast keine Fachwerkhäuser; die Häuser wurden damals feuersicherer in Sandstein wiederaufgebaut. Statt dessen haben sich mehrere schöne Hauszeichen erhalten.
Obere Wehd 7, alte Hausnummer 128 Reitenspieß-Haus, jetzt Buchhandlung Liliput: Am Hauseck ein Stierhoden als Zeichen für die Bullenhaltung und ein Bäcker-und Brauerzeichen (Breze und Brauerstern samt Glas) mit der Jahreszahl 1802.
Obere Wehd 3, alte Hausnummer 130, „Holzenbeck“, jetzt „Zweizimmerladen“: Im Haus gibt es noch den alten Backofen der ehemaligen Bäckerei, während der Öffnungszeiten des Ladens zu sehen und über der Tür das Hauszeichen „Müller 1802“ des Schreiners Johann Ludwig Müller, der das Haus 1793 gekauft hatte. Müller übergab 1834 dieses Haus seinem Sohn und wohnte danach in der Treuturmgasse (Röderstraße 2, alte Glaserei Riedner), wo er wieder ein Hauszeichen im 1820 neu erbauten Haus anbringen ließ. Die Grundmauern dieses Hauses bildeten den alten Treuturm, der 1765 zusammen mit der anderen Seite der Oberen Wehd abgebrannt war und seitdem als Gemeinde-Backofen verwendet wurde.
Treuturmgasse 2, alte Hausnummer 233, ehemalige Druckerei Brunner: Initialen I A W und das Jahr 1766, das Haus wurde in diesem Jahr vom Wagner Johann Abraham Wunder erbaut.
Obere Wehd 6, alte Hausnummer 231: Zwei Schlüssel und ein Hammer mit den Initialen I C B und dem Jahr 1767, in dem der Schlosser Johann Conrad Bauer das Haus wieder erbaute.
Obere Wehd 2, alte Hausnummer 230, „Gulden-Haus“: Zwei Löwen und eine Breze, Initialen  M S B und das Jahr 1766, in dem Martin Schüsselbauer, ein Bäcker, das Haus wieder erbauen ließ. Auch ein Johann Schüsselbauer (I S B) ist 1766 verewigt worden.

weiter zum Plätzl und zur Hesselgasse

30. Druckerei Hessel

Die zweite Druckerei in Altdorf, die ebenfalls ihre Existenz der Universität verdankt, befand sich früher in diesem Haus. Zuerst im Besitz der Buchbinder-Familie Zobel, ist es ca. seit 1750 Standort der Druckerei Hessel, bis 1865 die Druckerei umzieht. Ursprünglich für den Universitätsbedarf gegründet, musste Hessel sich nach der Schließung der Universität 1809 einen anderen Erwerb suchen und gründete 1834 die Tageszeitung „Der Bote von Altdorf“, die auch heute noch erscheint. Auch die berühmte Flugschrift gegen Napoleon „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“ wurde hier gedruckt und die zweite Auflage sicherheitshalber im Hofbrunnen versenkt, nachdem der Buchhändler Palm wegen der Verbreitung derselben in Braunau hingerichtet wurde.

weiter über Heumarkt, Königsbühlstraße, Judenbühl und Hermansgasse zum Markt

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